Birdies Wonderland

Volkssport golf Rund 350.000 Menschen putten,
pitchen und driven jedes Jahr auf den "campos" von Mallorca.
BELLEVUE SPECIAL stellt die 15 Plätze der Insel vor

So sieht's aus: In Spitzenzeiten werden auf Mallorca 140 Golfer pro Tag und Platz gezählt. Hochgerechnet wären das 40.000 Spieler jährlich pro Platz, wenn man von 300 Spieltagen im Jahr ausgeht. Da der Spitzenwert außerhalb der Hochsaison von März bis Mai nur selten erreicht wird, liegt die tatsächliche Zahl darunter. Es sind schätzungsweise 350.000 Golfer, die pro Jahr Mallorca besuchen.

Bei dieser Rechnung bleiben private sowie die im Bau befindlichen Golfplätze sogar noch außen vor. Der Löwenanteil der jährlichen Besucher entfällt auf die um Palma gelegenen Plätze. Poniente, Son Vida und Santa Ponça führen die Riege der beliebtesten "campos" an. Dies erklärt auch, warum gerade diese Plätze oft die meiste Kritik ernten. Denn leider hinterlassen viele Spieler ihre Spuren nicht nur im Sand, sondern auch auf Fairways und Greens, ohne sich darum zu kümmern, wer da hinter ihnen herharkt.

Nach dem Motto: "Hier habe ich bezahlt, hier will ich sein", wühlen die meisten die Fairways um, als seien diese Ackerkrume nach der Erntezeit. "Etikette" hat für einige allenfalls etwas mit Flaschenbeschriftungen zu tun, und die rüden Umgangsformen auf dem Golfplatz signalisieren: Erst komme ich und danach die Sintflut.

Reif für die Insel, aber nicht für den Golfplatz. Und so fallen diejenigen, die zu Hause noch nicht spielen dürfen, weil ihnen die erforderliche Platzreife fehlt, wie die Heuschrecken ein und stellen nicht nur eine Behinderung des Spielflusses dar. Denn Fehlverhalten auf dem Golfplatz birgt ein potientielles Risiko, das machen sich nur die wenigsten klar. Es ist durchaus sinnvoll, genügend Abstand zu seinen vorausgehenden Mitmenschen zu lassen. Was Ex-Radrennfahrer Rudi Altig mit seinem Dickschädel noch als "außergewöhnliches Golferlebnis" bezeichnete, kann für andere eher böse enden: Er wurde von einem Ball am Kopf getroffen, sackte in sich zusammen, war aber sofort wieder auf den Beinen und spielte das Loch mit einem "Par" zu Ende.

Wegen der mitunter rauhen Sitten heißt es bereits, daß einige bessere Golfer nach Portugal und Florida abwandern. Doch nach wie vor spricht die ausgeprägte Infrastruktur, die schnelle Erreichbarkeit für den Golf-Standort Mallorca.

Außerdem war schließlich jeder einmal Anfänger, und die Nervosität, die die Greenhorns auf dem Platz überkommt, verleitet sicherlich auch unbeabsichtigt zur Mißachtung der Platzetikette.

Ärgerlich ist auch, wenn die Angestellten auf dem Golfplatz gegen ein gutes Trinkgeld schon mal eine Startzeit zusätzlich einschieben, sodaß sich plötzlich mehrere Spieler zur selben Zeit am Abschlag einfinden. Das sollte natürlich nicht passieren, denn bei solchen Konstellationen sind Ärger und Unmut vorprogrammiert.

Doch inzwischen haben Betreiber und Spieler erkannt, daß nur gemeinsam das "Schmuckstück Golfplatz" erhalten werden kann. Am Aufwand zur Pflege und Instandhaltung wird nicht mehr gespart, und auf qualifizerte Greenkeeper-Teams wird großer Wert gelegt. So ist beispielsweise der Zustand des Golfplatzes Poniente, zwischenzeitlich von allen Seiten heftig in die Kritik geraten, viel besser als sein Ruf. Vorbildlich gepflegt sind die Golfplätze Canyamel und Pollença. Mit Liebe und Engagement gehen die Platzherren hier zu Werke. Die Spieler können sie unterstützen, indem sie sich mit Pitchgabeln ausrüsten und die "Divots" genannten Rasenwunden sofort reparieren und last but not least die Höflichkeit regieren lassen. Nur wer sich nicht ärgert, spielt ein schönes Spiel. Golf soll nämlich vor allem Spaß machen!